Der Kongress
Die Auszeichnung hochwertiger Medienproduktionen mit Preisen, die Förderung des Qualitätsjournalismus, die Kritik an der Diskussionsqualität in den sozialen Netzwerken und die Qualitätssicherung algorithmisch kuratierter Plattformen sind nur einige Aspekte einer Diskussion über die Beziehung zwischen Medien und Qualität. Diese spannungsreiche und gesellschaftspolitisch aktuelle Beziehung ist Thema des ersten Kongresses des Grimme-Forschungskollegs an der Universität zu Köln. Der hochrangig besetzte Kongress mit Abendempfang findet statt am 22. September 2022 im KOMED, Köln. Moderiert wird der Kongresstag von dem Wissenschaftsjournalisten, Grimme-Preis-Träger und Fernsehmoderator Gert Scobel.
Am Kongresstag werden die aktuellen und vielfältigen Beziehungen zwischen Medien und Qualität in drei Themensträngen entflochten und in Vorträgen und Werkstätten erörtert: Der Strang „ausgezeichnet“ verweist auf Medienpreise, wie beispielsweise der Grimme-Fernsehpreis und der Grimme Online Award, die seit Jahrzehnten die Qualität von Medienproduktionen im deutschsprachigen Raum hervorheben. „Ausgehandelt“ bedeutet die Vielfalt der Werte und Perspektiven, etwa des journalistischen Systems, der Medienästhetik und des verfassungsrechtlichen Rahmens in einer liberalen Demokratie und schließlich sollen im Strang „ausgerechnet“ Fragen zu Algorithmen gestellt werden, die zunehmend Entscheidungen im Alltag, auch im Hinblick auf den Medienkonsum, prägen.
„Medienqualität hängt damit als Bestimmung eines Medienprodukts von der Kompetenz der Rezipienten ab, das Angebot als qualitativ wertvoll zu rezipieren.“
"Qualität sollte daher als ein historischer und kultureller Aushandlungsprozess interpretiert werden."
„Die Rezipienten und ihre Kommunikationsinteressen sollten eigentlich im Zentrum einer differenzierten Diskussion über Qualität in einem marktförmigen Mediensystem stehen.“
„Der entscheidende Beitrag zur Qualitätssicherung in der öffentlichen Kommunikation wird jedenfalls nicht von der Medienregulierung, nicht von der Medienselbstkontrolle und auch nicht von der publizistischen Medienkritik, sondern in erster Linie vom Publikum geleistet werden können und müssen.“
„Qualität im Journalismus definieren zu wollen, gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln.“
"Die Ausgangslage für einen produktiv-kritischen Diskurs über die Qualität von Medien ist deutlich komplizierter geworden als noch vor einigen Jahren."
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Programm
9:30 – 10:00
Begrüßung und Tagesmoderation:
- Gert Scobel (Journalist /Redakteur, Moderator, Prof. für Philosophie und Interdisziplinarität)
Begrüßungsgespräch:
- Hendrik Wüst MdL (Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen)
- Prof. Dr. Beatrix Busse (Prorektorin Lehre und Studium an der Universität zu Köln)
- Dr. Frauke Gerlach (Direktorin des Grimme-Instituts)
10:00 – 10:45
Eröffnungsvortrag:
„Ausgerechnet oder ausgehandelt? Wie wir zu maßvollen Urteilen über Medien gelangen“
- Prof. Dr. Christoph Neuberger (Freie Universität Berlin, Direktor des Weizenbaum-Instituts)
Den Vortrag gibt es in der Dokumentation zusammengefasst und vollständig als PDF zum Download.
10:45 – 11:15
Kaffeepause
11:15 – 11:45
Gespräch: Medienqualität und der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
- Claus Grewenig (Chief Corporate Affairs Officer RTL Deutschland und Vorstandsvorsitzender VAUNET, Verband Privater Medien)
- Prof. Dr. Leonhard Dobusch (Universität Innsbruck, Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat)
11:45 – 12:00
Publikumsdiskussion
12:00 – 12:30
Paneldiskussion: Medienqualität zwischen Preisen, Programmen und Plattformen
- Dr. Heike Hupertz (freie Journalistin und freie Fernsehkritikerin, Grimme-Preis Jurymitglied)
- Prof. Dr. Leonhard Dobusch (Universität Innsbruck, Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat)
- Sabine Frank (Head of Governmental Affairs and Public Policy YouTube)
12:30 – 12:45
Publikumsdiskussion
12:45 – 12:50
Einspieler: Projekte des Grimme-Forschungskollegs
12:50 – 13:00
Zu den Werkstätten
- Prof. Dr. Karl-Nikolaus Peifer
(Wissenschaftlicher Direktor am Grimme-Forschungskolleg an der Universität zu Köln)
13:00 – 14:30
Mittagspause
14:30 – 17:00
Parallele Werkstätten:
Historische Betrachtung und zukünftige Perspektive
Diese Werkstatt gliedert sich in zwei Teile und wird eine historische (Preishistorie und Archive) sowie eine zukünftige (Qualitätsbegriff, -diskurs und -vermessung) Betrachtung von Qualitätskriterien einnehmen.
Der erste Teil blickt unter besonderer Berücksichtigung der Archivarbeit in die Vergangenheit: Wie lassen sich Archive erschließen und für die Öffentlichkeit zugänglich machen? Und im Speziellen: Wie haben sich Qualitätskriterien entwickelt und was lässt sich aus dieser Veränderung ableiten?
Der zweite Teil thematisiert die Zukunft und Fragen rund um Qualität: Was sind Qualitätskriterien? Welche neuen Qualitätskriterien gibt es, die sich aus neuen Medien(-formen) entwickeln und wie ist das zu beurteilen? Insbesondere kann hier eine Gegenüberstellung mit dem Publikum stattfinden: Was sind aus Rezipierendensicht Qualitätskriterien und wo überschneiden und unterscheiden sich diese mit den Ansichten aus der Branche? Der Blick in die Zukunft soll über Expert:innen hinaus die Perspektive der Zuschauer:innen einfangen und auch die Sichtweisen jüngerer Zuschauender abdecken und vergleichend darstellen.
Referent:innen:
- Antje Allroggen (Moderation)
- Klaudia Wick (Preishistorie und Archive)
- Stefan Udelhofen (Preishistorie und Archive)
- Dr. Sybille Backmann (Preishistorie und Archive)
- Thomas Tekster (Preishistorie und Archive)
- Floriane Azoulay (Preishistorie und Archive)
- Bernd Hawlat (Preishistorie und Archive)
- Prof. Dr. Christoph Neuberger (Qualitätsbegriff, -diskurs und -vermessung)
- Dr. Anna Soßdorf (Qualitätsbegriff, -diskurs und -vermessung),
- Verena Lammert (Qualitätsbegriff, -diskurs und -vermessung)
Gelungene Diskurse in neuen Öffentlichkeiten
Verständigungsorientierte und gelingende Diskurskulturen sind Antwort auf prekäre Diskursphänomene wie Online Hate Speech, gezielte Desinformation, Propaganda, Interessenskommunikation und ideologische Schließungen.
Gemeinsam mit Akteur:innen aus Wissenschaft, Journalismus und Politik, wollen wir im Anschluss an das Projekt „Fragmentierte Öffentlichkeit“ über verständigungsorientierte und gelingende Diskurskultur im öffentlichen Raum sprechen – vor allem mit Blick auf Online-Kommunikationsräume und neue Öffentlichkeiten: Wie konstituieren sich eben diese im Spannungsfeld zwischen Schließung und Kopplung? Wo sind Grenzen, wo Spielräume, was ist erlernbar, was Haltung? Ziel ist dabei der Perspektivwechsel – weg von Beeinträchtigungen, Fragmentierungen und Limitierungen, hin zu gelingenden Diskurskulturen und verständigungsorientiertem Handeln im öffentlichen Raum.
Referent:innen:
- Dr. Hubertus Neuhausen, Leiter Universitätsbibliothek zu Köln (Moderation)
- Aycha Riffi, Leiterin Grimme-Akademie (Moderation)
- Prof. Dr. Lars Rinsdorf, Hochschule der Medien, Stuttgart
- Prof. Dr. Stephan Packard, Universität zu Köln
- Bettina Schmieding, Redakteurin Deutschlandfunk
- Sven Gantzkow, Teamleiter Social Media der ARD- und WDR-Kommunikation
Big Data und Algorithmen: Digitale Aufklärung in Bildung, Kunst und Qualitätsdiskursen
Wir sind umgeben von datenproduzierenden, -speichernden und -auswertenden Digitaltechnologien und eingebunden in soziotechnischen Rückkopplungsschleifen. Ein kritisches und selbstbestimmtes Leben in dieser „Big Data Welt“ setzt ein grundlegendes Verständnis über die Wirkmechanismen zwischen der individuellen, der sozialen und der digitaltechnischen Welt voraus. In dieser Werkstatt fragen und diskutieren wir, wie eine digitale Aufklärung über Big Data und Algorithmen aussehen kann, und was sie leisten sollte: Welche Perspektiven ergeben sich aus bestehenden Ansätzen für das Bildungssystem und insbesondere für die Lehrer:innenbildung? Welche künstlerischen und kunstpädagogischen Ansätze können fruchtbar sein? Und was bedeutet das Eindringen datengetriebener Strategien in die Qualitätsdiskurse? Referent:innen:- Prof. Dr. Benjamin Jörissen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Helmut Klaßen, Bundesarbeitskreis Lehrerbildung e.V.
- Shusha Niederberger, Zürcher Hochschule der Künste
- Viktoriya Olari, FU Berlin, Didaktik der Informatik
- Lilli Ratzmann, Landesschüler*innenvertretung NRW
- Ina Sander, Cardiff University / Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
17:00 – 17:30
Pause
17:30 – 18:00
Ergebnisse aus den Werkstätten
18:00 – 22:00
Abendempfang und Netzwerken
Grußworte:
- Prof. Dr. Beatrix Busse (Prorektorin Lehre und Studium an der Universität zu Köln) und
- Prof. Dr. Stefan Grohé (Vorsitzender des Aufsichtsrats des Grimme-Forschungskollegs und Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln)
Zum Hintergrund
Seit Gründung ist es der erste öffentliche Kongress des Grimme-Forschungskollegs zur transdisziplinären Diskussion über Medienqualität sowie zur Präsentation ausgewählter Projektergebnisse und Gewinnung neuer Impulse für zukünftige Aktivitäten.
Ausführliche Informationen:
Organisatorische Informationen
- Zeit: 22. September 2022, Einlass ab 9 Uhr,
Programm: 9:30 bis 18 Uhr mit Mittagspause, im Anschluss Abendessen und Netzwerken bis 22 Uhr - Ort: KOMED Zentrum für Veranstaltungen,
Im MediaPark 7, 50670 Köln - Anfahrt: www.komed-veranstaltungen.de/standort/anfahrt/
- Kontakt: Telefon 02365-9189-65,
E-Mail: info@grimme-forschungskolleg.de - Kosten: Die Teilnahme am Kongress ist kostenfrei.
- Anmeldung: Die Anmeldung ist geschlossen.
- Corona-Test: Hinweise zur Vorlage eines tagesaktuellen, negativen COVID-19-Testergebnisses erhalten Sie mit der Anmeldung sowie hier.
PERSONEN
Prof. Dr. Karl-Nikolaus Peifer
Grimme-Forschungskolleg an der Universität zu Köln↗
Claus Grewenig
RTL Deutschland GmbH
Dr. Heike Hupertz
freie Fernsehkritikerin und Kulturjournalistin
Sabine Frank
Governmental Affairs and Public Policy YouTube